Die Tatsache, dass im Netz immer mehr Hass und Falschinformationen verbreitet werden, beschäftigt mich schon länger. Dass das Problem immer größer wird, kann man alleine daran ablesen, dass sich in der wissenschaftlichen Community zwischen 1990 und 2010 nur wenige Paper mit Hatespeech auseinander setzten. Spitzenreiter in diesem Zeitraum ist das Jahr 1994 als 35 Paper publiziert wurden. Ab 2006 mit ca. zwölf Veröffentlichungen ging es kontinuierlich nach oben, bis im Jahr 2018 auf rund 160 Veröffentlichungen (Siehe: Paz et al. Hate Speech: A Systematized Review).
Jetzt ist die reine Feststellung, dass es immer mehr Hass (und Falschinformationen) gibt das eine. Interessanter ist jedoch, könnten die großen Plattformen etwas dagegen tun? Und falls ja, was?
In diese Kerbe schlägt das Buch »An Ugly Truth – Inside Facebook’s Battle for Domination« (Deutscher Titel: »Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit«) von Sheera Frenkel und Cecilia Kang. Sie zeigen am Beispiel Facebook genau auf, wie die Geschichte des Unternehmens und die Problemen mit Hassreden, Fehlinformationen und politischer Manipulation sich entwickelte.
Die beiden Autorinnen beginnen damit, wie Facebook in den frühen Jahren seiner Existenz eine Plattform war, die darauf abzielte, Menschen zu verbinden und ihnen eine Stimme zu geben. Allerdings änderte sich dies, als die Plattform immer größer wurde und man begann, Werbung zu schalten. Was meiner Meinung ja nichts schlechtes ist, denn irgendwie muss ich ein Unternehmen ja auch refinanzieren können.
An Ugly Truth
Inside Facebook: Die hässliche Wahrheit
Was Facebook tun könnte und was es tut
Detailliert wird ausgeführt, dass Facebook die Probleme sehr gut kennt, die durch die Verbreitung von Hassreden und Falschinformationen auf der Plattform entstehen. Es wird aber nicht genug unternommen, um sie zu lösen. Dabei kann Facebook die Algorithmen so einstellen, dass der Hass auf der Plattform weniger wird. Teilweise hat man das auch schon getan, aber wieder geändert. Man fragt sich an dieser Stelle im Buch natürlich unweigerlich: Warum? Warum nutzt Facebook diese Möglichkeit nicht weiter? Die Antwort erhält man direkt: Weil weniger Facebook weniger verdient, wenn weniger Menschen auf der Plattform aktiv sind. Hass und Hetze steigern leider die Engagement-Rate und damit den Umsatz.
Stattdessen hat Facebook nach Ansicht der Autoren immer wieder versucht, die Verantwortung für das Problem auf andere zu schieben. So sollen beispielsweise die Nutzer selbst die Schuld tragen oder man schiebt es auf externe Faktoren wie politische Kampagnen. Das Buch zeigt weiterhin, wie Facebook in zahlreiche Skandale verwickelt war und man versucht hat, diese zu vertuschen oder herunterzuspielen. Die Autoren argumentieren, dass die Probleme von Facebook nicht nur die Nutzer der Plattform, sondern auch die Gesellschaft insgesamt betreffen, da sie Auswirkungen auf die politische Meinungsbildung und die Demokratie haben können.
Fazit
Insgesamt ist »An Ugly Truth« ein wichtiges Buch und ich kann es jedem empfehlen, der sich für die Zukunft des Internets und die Rolle von sozialen Medien in der Gesellschaft interessieren. Es zeigt, dass Facebook die Macht hat, etwas gegen die Verbreitung von Hass auf der Plattform zu unternehmen, aber sich dafür entschieden hat, diese Macht nicht ausreichend zu nutzen.
Zu den Autorinnen
Sheera Frenkel ist eine preisgekrönte Journalistin und Korrespondentin für Cyber-Sicherheit bei der New York Times. Zuvor war sie bei BuzzFeed News tätig, wo sie über verschiedene Themen wie Cyber-Kriminalität, Online-Extremismus und staatlich geförderte Hacking-Aktivitäten berichtete. Ihre Arbeit ist mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Gerald Loeb Award, einem der renommiertesten Preise im Bereich Wirtschafts- und Finanzjournalismus.
Cecilia Kang ist ebenfalls Journalistin und arbeitet als Technologie- und Regulierungsreporterin bei der New York Times. Zuvor war sie bei der Washington Post tätig, wo sie über Technologiepolitik, Telekommunikation und das Geschäft von Silicon Valley berichtete. Kang hat zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten, darunter den Gerald Loeb Award und den Pulitzer-Preis in der Kategorie nationale Berichterstattung.