In seinem Buch »Originals: How Non-Conformists Move the World« (Deutscher Titel: »Nonkonformisten: Warum Originalität die Welt bewegt«) setzt sich Adam Grant, der als Professor an der Wharton School lehrt, mit den Eigenschaften und Gewohnheiten erfolgreicher Innovatoren und Unternehmer auseinander. Grant argumentiert, dass originelle Denker nicht mit einer speziellen Fähigkeiten oder Eigenschaften geboren werden, sondern bestimmte Gewohnheiten und Verhaltensweisen kultivieren, die ermöglichen, den Status quo herauszufordern und neue Ideen zu generieren.
Neue Blickwinkel einnehmen
Wir alle wissen, was ein Deja vu ist. Eine Situation, die einem vertraut vorkommt und man meint das schon einmal erlebt zu haben. Ein Vuja De ist das Gegenteil davon. Eine vertraute Situation, die man aus einer neuen Perspektive betrachtet. Man geht davon aus, dass man bereits alle Informationen kennt, aber stellt sich die Frage: „Was wäre, wenn die Dinge anders wären?“
Dieses Konzept ist besonders, wenn man kreativ sein oder nach neuen Lösungen für alte Probleme suchen muss. Es hilft, die Denkmuster aufzubrechen und neue Möglichkeiten zu entdecken.
Adam Grant betont, dass das Konzept von Vuja De für Originalität und Kreativität unerlässlich ist und eine Fähigkeit darstellt, die man entwickeln kann, indem man bewusst versucht, sich von seinen Gewohnheiten und Denkmustern zu lösen. Oder anders ausgedrückt: Originals werden nicht geboren, sondern entwickeln sich.
Status Quo in Frage stellen
Wie wichtig es ist den Status quo in Frage zu stellen, um kreativ zu denken (»Thinking Outside the Box«) zeigt er mehrfach anhand von Praxisbeispielen und wissenschaftlichen Studien. Er betont auch wie wichtig es ist offen für neue Perspektiven und Ideen zu bleiben und man vielfältige Netzwerke pflegen sollte, um eine Vielzahl von Perspektiven zu schaffen.
Ein Beispiel aus dem Buch ist die Gründung von Warby Parker, einem amerikanischen Brillenversand. Die drei Gründer fragten sich, warum Brillengläser so unverschämt teuer sein mussten und fanden heraus, dass der Markt von einem großen Anbieter dominiert wird, der astronomische Preise aufruft. Das war der Startschuss für Warby Parker und nach einigen Versuchen, wie man online am besten Brillen verkaufen kann, gelang der Durchbruch. Heute ist Warby Parker ein erfolgreiches Unternehmen, das eine Disruption in der Brillenindustrie ausgelöst hat. Ganz nett ist es an dieser Stelle zu erfahren, dass die drei Gründer in der Frühphase des Unternehmens bei Adam Grant vorstellig wurden. Damals lehnte er eine Beteiligung ab, weil ihm die Idee, Brillen online zu verkaufen, nicht erfolgsversprechend erschien. Mittlerweile macht die Firma dreistellige Millionenumsätze.
Eingehen kalkulierter Risiken
Ein anderes Thema ist der Gedanke, dass man kalkulierte Risiken eingehen muss, um Originalität und Innovation zu erreichen. Anhand verschiedener Studien wird dargestellt, dass erfolgreiche Originale keine leichtsinnigen Risikoträger sind, sondern sehr kalkulierte Risiken eingehen. Wie? Indem sie Informationen sammeln und potenzielle Ergebnisse abwägen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Grant betont auch, dass man bereit sein sollte zu scheitern, es aber entscheidend ist aus Fehlern zu lernen. Bei Schülern zeigte sich, dass diejenigen, die während einer Klassenarbeit ihre Angaben gründlich analysierten und gegebenenfalls abänderten, bessere Ergebnisse erreichten.
Bedeutung von Diversität
Auch das Umfeld, in dem man sich befindet, beeinflusst, wie man denkt und handelt, wie weitere Studien zeigen. Beispielsweise wurden Teilnehmer gebeten, Ideen für eine Marketingkampagne zu entwickeln. Für das Experiment bildeten die Versuchsleiter zwei Gruppen. Eine Gruppe wurde so zusammengestellt, dass die Teilnehmenden verschiedene Perspektiven und Hintergründen mitbrachten. Die andere Gruppe war deutlich homogener zusammengestellt. Die gemischten Gruppen entwickelten deutlich mehr originelle und kreative Ideen als die homogenen Gruppen.
Insgesamt gibt es noch viele weitere, äußerst interessante Erkenntnisse in dem Buch, ich möchte aber nicht zu viel verraten.
Fazit zum Buch Originals
Mir hat es Spaß gemacht, Originals zu lesen, weil das Buch viele interessante Beispiele aus Wissenschaft und der Praxis bietet. Auch wenn ich einige Studien bereits kannte, war doch manches neues dabei. Und im Gegensatz zu vielen wissenschaftlichen Papern fasst Grant die Erkenntnisse auf recht unterhaltsame und zugängliche Weise zusammen. Insgesamt wirkt das Buch gut recherchiert, um die Argumente zu untermauern.
Nur manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Buch etwas mehr in die Tiefe geht. Und wie immer bei populärwissenschaftlichen Büchern, sollte man sich die Mühe machen, einen Blick in die zitierten Quellen zu werfen. Trotz dieser Kritikpunkte bleibt „Originals“ ein inspirierendes und nützliches Buch für alle, die ihr Denken und Handeln verbessern möchten. Es regt dazu an, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Wege zu gehen, um erfolgreich zu sein.
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