Und der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion spricht und schreibt man aktuell häufig über die »Arbeitswelt 4.0«. Welchen Ursprung hat der Begriff und was genau bedeutet es in einer »Arbeitswelt 4.0« zu arbeiten? Nicht zu vergessen, was ist mit den Versionen 1.0 bis 3.0?
Historie und begriffliche Abgrenzung der Arbeitswelt 4.0
Der Begriff »Arbeitswelt 4.0« geht zurück auf das Konzept der Industrie 4.0. Die Industrie 4.0 beschreibt die vierte industrielle Revolution, die durch die Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen gekennzeichnet ist. Im Zuge der Diskussionen über die Auswirkungen der Industrie 4.0 auf die Arbeitswelt entstand dann die »Arbeitswelt 4.0«. Der eigentliche Begriff wurde erstmals im Jahr 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Deutschland verwendet.
Logischerweise muss es vor der 4.0 weitere Ausprägungen der Arbeitswelt gegeben haben. Mit den fiktiven Versionsnummern 1.0, 2.0, 3.0 und 4.0 verdeutlicht man die Veränderungen und Entwicklungssprünge in der Arbeitswelt.
Arbeitswelt 1.0
Mit der Ursprungsversion »Arbeitswelt 1.0« beschreiben wir die Welt vor der industriellen Revolution, als die Arbeit hauptsächlich von Hand ausgeführt wurde. Die Arbeitsbedingungen waren oft schlecht, die Arbeitszeiten lang und die Löhne niedrig. Als Arbeitnehmer hatte man in der Regel wenig Rechte und wurde oft ausgebeutet.
Arbeitswelt 2.0
Der erste größere Entwicklungssprung kam mit der Arbeitswelt 2.0, die sich auf die Zeit während der industriellen Revolution bezieht. Die Zeit als die mechanische Produktion und die Massenfertigung aufkamen. In dieser Phase wurden Arbeitsprozesse standardisiert und in Fabriken organisiert. Die Arbeitnehmer hatten oft wenig Mitspracherecht und die Arbeitsbedingungen waren oft hart und gefährlich.
Arbeitswelt 3.0
Der Vorgänger unserer heutigen Situation war die Arbeitswelt 3.0. Diese bezieht sich auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre. In dieser Phase wurde die Arbeit zunehmend durch Technologien wie Computer und Maschinen automatisiert und es entstanden neue Berufe und Tätigkeitsfelder. Insgesamt betrachtet haben sich die Arbeitsbedingungenin dieser Zeit deutlich verbessert. Aber es gab immer noch viele Probleme wie Arbeitslosigkeit und Arbeitszeitdruck.
Arbeitswelt 4.0
Die Welt, in der wir uns schon heute befinden, wird als »Arbeitswelt 4.0« bezeichnet. Das gilt auch, wenn sich die Ideen und Konzepte bei weitem noch nicht flächendeckend durchgesetzt haben. Diese neue Arbeitswelt ist geprägt durch die Digitalisierung und Vernetzung von Arbeitsprozessen. Mehr und mehr Algorithmen, Künstliche Intelligenz und Roboter unterstützten uns bei der Arbeit, was zu einer höheren Produktivität und Effizienz führen kann. Im Buch »The Second Machine Age« vergleichen die Autoren diese Entwicklung mit der Erfindung der Dampfmaschine. Diese hat damals unsere Muskelkraft potenziert und Machine Learning und künstliche Intelligenz werden unsere Geisteskraft potenzieren. Gleichzeitig stellen diese Entwicklungen Arbeitnehmer und Unternehmen vor neue Herausforderungen, wie die Notwendigkeit von lebenslangem Lernen und flexiblen Arbeitsmodellen. Gefordert ist auch eine neue Art von Zusammenarbeit und Kommunikation, weil viele Teams virtuell und global verteilt arbeiten.
Lesetipps
Wer sich gerne tiefer mit den Auswirkungen von Digitalisierung und Automatisierung auf unsere Arbeitswelt beschäftigen möchte, findet hier einige interessante Lesetipps (Liste 2021 aktualisiert):
- The Second Machine Age: Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird
- Arbeitswelt der Zukunft: Trends – Arbeitsraum – Menschen – Kompetenzen
- Der Mensch im Fokus der digitalen Arbeitswelt: Wirtschaftspsychologische Perspektiven und Anwendungsfelder
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- New Work braucht New Learning: Eine Perspektivreise durch die Transformation unserer Organisations- und Lernwelten