Moderne Bürokonzepte benötigen viele, möglichst verrückt gestaltete Besprechungsmöglichkeiten und nicht minder lässig wirkende Lounges, in denen man gemütlich einen Kaffee trinken kann. Dann werden alle Mitarbeiter zufrieden sein und motiviert arbeiten können.
So scheinen zumindest manche Unternehmensverantwortliche zu denken, wenn sie mit Verweis auf die tollen Bilder von Google und Co., schnell ein paar schicke Lounge-Möbel bestellen und diese am womöglich letzten freien Platz im Büro aufstellen lassen. Am Ende ist dann die Ernüchterung groß, dass die teuren Möbel nicht genutzt werden und keiner der erwünschten Effekte eintritt.
Ursache hierfür ist die eindimensionale Herangehensweise an die Bürogestaltung. Eine gute Bürogestaltung benötigt als Grundlage ein Arbeits- und Organisationskonzept, d. h. es geht nicht allein um die Umsetzung räumlicher Faktoren, sprich der (Innen-)Architektur. Die Architektur sollte das Zusammenspiel vieler Faktoren widerspiegeln, die Motivation und Leistungsfähigkeit begünstigen. Hier beginnt gute Bürogestaltung.
Arbeitsweisen und Konzeptentwicklung
Das Raumkonzept muss an den Anforderungen der Tätigkeiten ausgerichtet sein. Wie häufig sind einzelne Personen überhaupt im Büro anwesend, wie hoch ist der Anteil an konzentrierter Arbeit, wie oft muss man sich abstimmen, wie häufig telefoniert man, usw. Erst mit einer genauen Kenntnis der Tätigkeiten lassen sich Implikationen für die Arbeitsorganisation und somit die erforderlichen Raumelemente ableiten. Üblicherweise führt das zu einem Mix von verschiedenen Raumelementen, die ganz individuell auf die Anforderungen der Mitarbeiter sowie deren Tätigkeiten und Arbeitsweisen abgestimmt sind.
Unternehmenskultur und Kulturwandel
Bei einer fundierten Tätigkeitsanalyse kann man vieles über Normen, Werte und die Unternehmenskultur an sich lernen. Die Unternehmenskultur sollte sich dann auch in der räumlichen Konzeption und Gestaltung niederschlagen. Diese kulturellen Faktoren sind vielleicht der wichtigste Grund, warum es nicht das eine Büro geben kann, welches auf viele Unternehmen passt.
Letztendlich kann jedoch das schönste Raum- und Bürokonzept nicht funktionieren, wenn die Unternehmenskultur (noch) nicht dazu passt. Sonst passiert tatsächlich das, was gerne kolportiert wird: Rückzugsbereiche, Denkerzellen oder Einzelbüros, die eigentlich für alle da sein und bei Bedarf flexibel zur Verfügung stehen sollten, werden durch Führungskräfte zu deren eigenem Büro umfunktioniert. Das ist jedoch kein architektonisches Problem, sondern ein kulturelles und kann auch nicht (nur) durch offene Gestaltung gelöst werden.
IT-Technik
Möchte man ein flexibel nutzbares Arbeits- und Bürokonzept umsetzen, benötigt man auch die entsprechenden Technologien dazu. Notebooks, Tablets, Smartphones und insbesondere Social Media und andere Software werden aber erst dann wirklich gewinnbringend für den internen Informations- und Wissensaustausch genutzt, wenn die Kultur darauf ausgerichtet ist.
Lässt man diese grundlegenden Faktoren in die Innenarchitektur einfließen, lehnen die wenigsten Mitarbeiter die neue Arbeits- und Bürowelt ab. Ganz im Gegenteil: Zahlreiche Evaluationen die wir am Fraunhofer IAO durchführen zeigen, dass ein Konzept, dass das Büro als sozialen Raum begreift und diese Faktoren berücksichtigt, zu mehr Leistung und mehr Zufriedenheit führt.